Es könnte alles so
E I N F A C H sein.
Ist es aber nicht.
E I N F A C H sein.
Ist es aber nicht.
Manchmal ist der einfachste Weg der Beste, und manchmal muss man steinige Umwege gehen, um zu genau dem einen Ergebnis zu gelangen, welches letztendlich einfach und klar vor einem liegt. Und das ist ganz oft nicht nur im Leben so.
Also dieses Jahr beispielsweise. Es war alles gar nicht so einfach. Ein Berg voller Fragen. Und meilenweit keine Antworten. Da hilft auch kein noch so angestrengtes Rufen. Wenn es drauf ankommt, hört sowieso niemand zu. Ist so. Wen wundert's, wenn man dann schließlich und endlich auch nichts mehr zu sagen hat.
Also dann. Es wurden Pläne geschmiedet und wieder über den Haufen geworfen. Dann wurden Hoffnungen geweckt und doch im Ergebnis Enttäuschungen geerntet. Die vielen Felsbrocken auf dem Weg wären auch nicht notwendig gewesen, ich möchte es nur mal so ganz nebenbei erwähnen.
Genau wie so manche Klippe, die kreativ umschifft werden musste. Für die Aussicht auf noch mehr Wasser und Steine. Ich frage mich, wo die immer herkommen. Ich hege den leisen Verdacht, dass es den Beruf des „Steinlegers” gibt. Er lauert stets hinter der nächsten Biegung, und schwupps lässt er mal eben so einen Brocken fallen. Als wäre es ihm ein Leichtes gewesen. Und macht sich einfach vom steinigen Acker. Da steht man dann mit Schaufel und Besen.
Von Vorschriften und Regeln will ich hier gar nicht erst anfangen. Eine weitere Erfindung, das Leben nur unnötig zu verkomplizieren. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Gewissenhafte Absprachen erleichtern den Kommunikations-prozess untereinander ungemein. Dumm nur, dass es immer die anderen sind, die sie vergessen.
Lerne die Regeln sorgfältig, und dann vergiss sie.
Kyo Hu, Der ritterliche Kodex
Lerne die Regeln sorgfältig, und dann vergiss sie.
Kyo Hu, Der ritterliche Kodex
Und zwischen all dem fühlt man sich wie ein Stück Treibholz auf hoher See. Sehnsüchtig wartet man auf den Strand, an den man gespült wird. Und hofft, dass es zumindest trocken und warm dort sein wird. Hübsch kann man es sich ja selber machen. Wenn ich eines in diesem Jahr gelernt habe, dann ist es eben die Tatsache, dass man sich am Ende nur auf sich selbst verlassen kann. So einfach ist das.
Aber Gebirgslandschaften, felsige Ufer und steinige Böden tragen ja durchaus etwas in sich. Man kann sie erklimmen und umschiffen, sie umpflügen und daraus etwas einfach Gutes machen. Auch wenn das, was am Ende so einfach aussieht, nicht immer einfach zu machen ist. So ist das mit dem Einfachen.
Deshalb liebe ich die kreative Arbeit. Sie gibt mir Erfahrungen und eine Vielzahl Strukturen vor, die ich mir in zahlreichen Jahren erarbeitet habe, und auf die ich mich verlassen kann. Auf diesen Pfeilern kann ich Stein auf Stein ein tragfähiges Gerüst bauen. Aber sie zeigt mir auch immer wieder unerwartete Wendungen auf, sie lehrt mich, dass Design ein strategisch durchdachter Denkprozess ist, währenddessen gerade das Loslassen oft elementar ist. Nicht immer ist der geforderte ebene Weg der richtige, vielmehr besteht die Aufgabe darin, spielerisch für neue Möglichkeiten offen zu sein, sich von den Wellen überrollen zu lassen, alles in die Ecke zu kehren und dann neu zusammenzusetzen.
Man muss es so einfach machen,
dass man es einfach machen muss.
Frank Merkl, Werbetexter
In dem Haus, das man für Sie baut, soll jeder Stein an der richtigen Stelle sitzen und jede Wand tragen. Fundament und Statik sind dabei entscheidend. Auch wenn das bedeutet, Altes einzureißen, um Platz für Neues zu schaffen. So entsteht die Leichtigkeit des Einfachen, die visuelle Kommunikation erfrischend, überraschend, anziehend und einprägsam macht.
Manchmal braucht es dazu Mut. Manchmal Überzeugungskraft. Und manchmal einfach Vertrauen. Und eine gute Schaufel. Der Weg, den man dahin gegangen ist, ist nicht für jeden sichtbar. Darum ist er jedoch nicht weniger wert, denn manch einer hat am Wegesrand in einem einfachen Stein schon einen Schatz gefunden.
Im Leben gelingt das nicht immer. Unsere Zeiten sind nicht einfach. Menschen verlieren ihr Zuhause, leben auf der Flucht, werden von ihren Familien getrennt, verletzt oder es widerfährt ihnen sogar unaussprechlich Schlimmeres. Dabei könnte alles so einfach sein. Ein Planet. Eine Welt. Eine Menschheit.
Und so möchte ich dieses Jahr mit einem hoffnungsvollen Ausblick beschließen. Möge uns das neue Jahr 2016 etwas weniger schwere Felsbrocken bescheren und dafür mehr spielerische Leichtigkeit, einen sicheren Hafen, in dem wir ausruhen und uns für den Weg stärken können, der noch vor uns liegt. Es würde mich sehr freuen, diesen Weg wieder gemeinsam mit Ihnen planen zu dürfen. Schaufel und Besen habe ich auch mit im Gepäck. Versprochen. Gehen Sie doch einfach mit. Bis dahin: Ahoi & Glück auf dem Weg!
Herzlichst, Ihre Martina Seresse
Der einfachste Weg Einfachheit zu erreichen,
führt über gut durchdachtes Weglassen.
John Maeda, Designer und Informatiker