Donnerstag, 30. April 2020

Corona und die Krone der Schöpfung

Ich habe das coronare Erschöpfungssyndrom. Ja, Sie lesen ganz richtig. Nein, ich habe kein Problem mit meinen Herzkranzgefäßen, vielmehr habe ich nur gerade mehr als genug davon, von Ignoranten, Zynikern, Egomanen und Verweigerern mit Gejammer und Grundrechtsdebatten zugemüllt zu werden, weil sie mal ein paar Wochen die Füße still halten und Verhaltensweisen der besonderen Art treffen müssen. Damit können wir doch auch kreativ umgehen! Und bevor Sie jetzt laut aufschreien: Ja, ich sehe die wirtschaftlichen Folgen, die vielen bedrohten Existenzen, und ich habe durchaus auch große Sorgen. Ich weiß nicht, wie oder ob es überhaupt geschäftlich für mich weitergehen wird. Ich habe noch einen Elternteil jenseits der 80er und einen Bruder, der in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen lebt. Beide gehören somit zur besonders sensiblen Risikogruppe, die ich gerne schützen möchte.
Ich erlaube mir ganz oft nicht, noch weiter darüber nachzudenken, denn dann möchte ich manches Mal einfach nur ausbrechen und vor dem Säbelzahntiger davonlaufen. Dann verlässt auch mich die Kraft, weiter zu vertrauen, zu hoffen und zu glauben. An was auch immer.
Aber an den guten Tagen sage ich mir: Das schaffst du auch noch. Und ich bereite mich darauf vor, mich noch weiter beschränken zu müssen. Vielleicht noch mehr von dem wegzugeben, was ich brauche. Das Wort Zukunft gibt es gerade nicht in meinem geistigen Vokabular. Gut. Lebe ich eben einfach nur jeden einzelnen Tag. Im Heute. Im Jetzt. Schritt für Schritt. Ganz vorsichtig. Und mit Bedacht. Auch wenn ich manchmal nicht weiß, welcher Wochentag gerade angesagt ist, doch es gibt ja diese smarten Geräte, Sie wissen schon, die haben nämlich eine Kalenderfunktion.

Wo hört Freiheit auf und wo fängt freiheitliches Denken an?
Viele von uns sind bereit, einen Teil der eigenen Freiheit und des wirtschaftlichen Wohlergehens für das Wohl Aller zurückzustellen, sie suchen andere Mittel und Wege, wie sie damit umgehen wollen und können. Und nein, ich bin nicht naiv. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass nicht alle zurückstecken werden, dass es weiter genug von denen geben wird, die sich die Taschen voll machen, sich Bonis und Dividenden auszahlen oder die sich entspannt zurücklehnen, weil ihre Altersversorgung gesichert ist. Und ich denke sehr reflektiert darüber nach, dass wir in irgendeiner Form wieder alles zurückzahlen müssen.
Aber seien wir doch mal ehrlich: In Bezug auf unsere Maßnahmen gegenüber derer anderer Länder, und da müssen wir nur mal eben über die Grenze schauen, durften wir in den vergangenen Wochen sehr viele Freiheiten geniessen. Und viele haben vieles davon sehr freizügig für sich ausgelegt. Nachzulesen übrigens auf den Social Media Accounts unserer Landesregierung, hier brüsten sich manche ganz offen und voller Stolz des zivilen Ungehorsams, und dies sowohl auf vergangene als auch auf zukünftige Handlungen bezogen. Die das machen, sterben eben einfach nie aus. Das ist dann auch die einzige gute Nachricht daran. Die Menschheit überlebt. Irgendwie. Die Dummheit leider auch.

Ich möchte nicht darüber nachdenken, was sein könnte, wenn wir einen Rückschlag hinnehmen müssen, weil wir zu früh zu forsch vorangeschritten sind. „Fataler Fehler” werden die einen schreien. „Verantwortungslos, die Schulen so früh zu öffnen” könnten die anderen rufen. Ich habe die Schlagzeilen schon vor Augen.
Mich beschleicht dabei der ungute Verdacht, dass es genau die sein werden, die lediglich fokussiert auf ihre eigene Person, gerade so demonstrativ überdeutlich ihr Grundrecht auf Freiheit zitieren. Und die vor noch gar nicht langer Zeit laut nach einer einheitlichen Marschrichtung verlangt haben. Doch neben der Freiheit gibt es auch das Grundrecht auf Leben und die körperliche Unversehrtheit. Natürlich müssen wir darüber diskutieren, was wir jeweils darunter verstehen. Geht es uns nur um unsere Physis, also die direkte Bedrohung unserer Gesundheit durch die Viruserkrankung, oder stellen wir vielleicht doch unsere Psyche oben an? Ich denke, es ist richtig, dass wir beides im Auge behalten.
Der medizinische Umgang mit der Erkrankung war und ist uns anscheinend in großen Teilen noch unbekannt, so dass wir aktuell nicht die passenden Instrumente der Behandlung zur Verfügung haben, und unsere seelische Gesundheit wird in direkter und indirekter Weise davon beeinflusst. Die Erschwernis der Situation liegt wohl darin, dass wir in diesem Setting überwiegend, wenn nicht sogar gänzlich ungeübt sind. 
Ich selbst habe in den vergangenen Jahren zunehmend mit einer Pandemie gerechnet, wenngleich ich natürlich nicht darauf vorbereitet war. Möglich, dass es an meinem Interesse für Biologie und Wissenschaft liegt oder ganz einfach an meiner generellen Besorgnis, wie es mit uns und der Welt weitergehen soll.
Wenn Sie mich persönlich fragen, wie wir vorgehen sollen: Ich weiß es schlicht nicht. So einfach. Und auch wieder nicht. Da haben wir ihn schon, den berühmten Zwiespalt. Hier bedacht vorzugehen, gleicht einem Balanceakt.

Ich leiste mir die „Freiheit”, vieles in Frage zu stellen, immer wieder und ausgiebig über alles nachzudenken und erst dazu Stellung zu nehmen, wenn ich mich gut informiert habe. Und ich bin bereit, meine Meinung zu ändern, den Fokus neu zu justieren und flexibel zu bleiben. Fragen stehen zu lassen. Auf manche von ihnen werden wir nämlich womöglich niemals eine Antwort finden.
Und also Nein, ich fühle mich nicht in meiner Freiheit eingeschränkt. Vieles fehlt mir, sicher, aber Freiheit geht für mich mit Verantwortung einher, und diese wird genau von den Menschen nicht übernommen, die jetzt unreflektiert nach ihren Grundrechten rufen, aber gleichermaßen nicht bereit sind, im Rahmen ihrer Eigenverantwortung die Grundrechte anderer zu respektieren.

Haben wir das Recht auf Fehlerfreiheit?
Ich frage mich, ob wir die eigene Unsicherheit nicht auch anderen zugestehen müssen. Und wenn wir deren Fehlverhalten kritisieren, müssen wir dabei auch unser eigenes Fehlverhalten im Auge behalten. Den Abstand, den wir vielleicht unbewusst doch nicht eingehalten haben, den Gang nach draussen, der nicht notwendig war, das Gespräch mit dem Nachbarn oder der Verkäuferin, das doch zu lange ausgefallen ist, der Besuch bei Verwandten oder Freunden, der eigentlich ausbleiben sollte, das aggressive Verhalten an der Kasse, weil wir die Geduld verloren haben oder weil uns unsere Angst gesteuert hat.
Wir möchten Garantien. Was passiert Wann Wie Wozu und Wie lange? Und wir wollen Perfektionismus. Aber wir leben nicht in einer perfekten Zeit, und schon gar nicht in einer perfekten Welt. Doch haben wir uns evolutionsbiologisch nicht genau durch Fehler, Lernen und neues Verhalten zu dem modernen Menschen weiterentwickelt, der wir sind? Wir sind nur noch nicht fertig, und weit davon entfernt, perfekt zu sein. Und werden es vielleicht auch nie sein. Irgendwie beruhigend.

Sind wir die Krone der Schöpfung?
Nein. Mutig, dass ich das sage, nicht wahr? Ich bin der Meinung, wir sind lediglich ein „Teil” der Schöpfung, und als das sollten wir uns begreifen. Wir sind schön, aber so wie alles um uns herum auch. Und alles zusammen ist wundervoll. Und verstörend zugleich. Alles ist im Wandel, nichts ist auf Dauer verlässlich. Es gibt Leben und Vergänglichkeit, und wir lernen gerade, dass wir eben nicht die Puppenspieler in diesem Theater namens Leben sind. Wir fühlen uns klein und verletzlich. Wir befinden uns plötzlich auf gleicher Höhe mit allen anderen Lebewesen, deren Lebensraum wir zunehmend beschränken oder schlimmstenfalls sogar ganz wegnehmen. Haben wir wirklich geglaubt, dass dies ganz ohne Folgen bleiben wird? Und werden wir daraus lernen?

Der Corona-Virus. Was für ein Wortspiel. Ein Virus, der die Menschheit, die sich gemeinhin als die Krone der Schöpfung betrachtet, in ihre Grenzen verweist. Sicher, mit manchem können wir friedlich coexistieren, an einiges werden wir uns jedoch anpassen und anderes möglicherweise wieder aufgeben müssen. Solange wir auf diesem einzigartigen Planeten existieren, werden wir damit umgehen müssen, dass wir nicht alles beherrschen können und dürfen. Doch dazu müssten wir ja unseren Autopiloten verlassen und das Schiff auf einen neuen Kurs bringen.
Und Loszulassen ist schon gar die schwerste Übung überhaupt. Und so möchte ich mit den Worten des französischen Literaten André Gide schliessen: „Neue Länder entdeckt man nur, wenn man bereit ist, den Strand für lange Zeit aus den Augen zu verlieren. ”

 Ahoi!


Herzlichst, Martina Seresse




 

Montag, 20. April 2020

Meditation, Freude und Humanität

Ich habe mir von meiner Krankenkasse eine Meditations-App heruntergeladen. Seitdem schlummere ich regelmäßig damit ein. Ich brauche einfach einen Ruhepol in dem aktuell von Informationsflut und Existenzsorgen geprägten Alltag. Meditation an sich ist mir nichts gänzlich Fremdes, doch ich gebe zu, dass ich es nicht durchgehend in meinen Tagesablauf eingeplant hatte. Doch Selbstfürsorge ist gerade wichtiger denn je.

Wir können aktuell mitverfolgen, wie mediale Interaktion, digitales Teaching, Videokonferenzen, Online-Seminare, Live-Schaltungen und elektronisch basierte Kundenkontakte einen immensen Schub erleben. Dort, wo es möglich ist, arbeiten wir im Home Office. Wir erfinden neue Vertriebswege, stellen Produktionsabläufe um, ersinnen neue Produktsegmente und wachsen über uns hinaus. Doch so schön oder heldenhaft sich das auch anhört, so ist unser momentanes Leben doch begleitet von Unsicherheit und Zweifel. Niemend von uns, nicht mal der eine oder andere Experte unter uns, kann sagen, welche Folgen sich langfristig aus all diesen Herausforderungen ergeben.
Schon jetzt sind ganz normale Menschen an ihrem seelischen Limit angelangt. Einige von uns müssen mit Entscheidungen weiterleben, von denen sie niemals angenommen hätten, sie treffen zu müssen. Andere mobilisieren die letzten Kraftreserven, und Menschen, die sowieso schon mit Einschränkungen leben müssen, fühlen sich zunehmend isolierter. Wir müssen uns also um unser „Selbst” kümmern.
Und so habe ich mich am gestrigen Abend doch tatsächlich in eine Live-Meditation auf einem Instagram-Kanal eingeklinkt. Nach anfänglichem Zögern habe ich mich erstaunlicherweise gut darauf einlassen können, und ich kann berichten, dass die Bilder daraus noch überaus lebendig in mir weiterleben.

Worum ging es denn konkret?
Es ging um die Freude. Ich sollte mir zunächst vorstellen, Licht durch meinen Körper zu senden. Ich habe mir deshalb ganz einfach vorgestellt, eine imaginäre Sonne durch meinen Organismus rollen zu lassen, einmal ganz durch und auch noch in die entferntesten Ecken und Winkel bis hin zu den Zehenspitzen. Das hat schon mal geklappt. Supi.
Dann sollte ich ein Bild für die Freude finden. Das war nun gar nicht schwer. Ich habe mir den kleinen Seehund vorgestellt, den ich während eines Kurzurlaubs vor zwei Jahren in Zeeland im Meer und mit den Schwimmern habe herumtoben sehen. Er war so neugierig und offensichtlich beglückt von Spiel und Freude, dass er mich fast dazu verführt hätte, mit ihm hinab in die kalten Wellen zu tauchen. Ich habe mir also diesen freundlichen Gesellen vorgestellt, wie er zusammen mit der Sonne spielt. Ich habe sie wie einen Ball auf seiner Nase zum Balancieren gebracht, ihn mit ihr über die Wellen jagen und sie gemeinsam auf und ab hüpfen lassen. Ich habe die beiden einen ungestüm wirbelnden Tanz ausführen lassen, mit Purzelbäumen, verschraubten Saltos, Tauchgängen und allem, was ich mir nur vorstellen konnte. Hui, das war ganz schön turbulent.
Ich hatte danach ein Lächeln in mir, und darauf kommt es doch an. Ein Lächeln weiter. Zum Leben. Zum Durchhalten. Zum Kraft tanken.

Und wie geht es weiter?
Natürlich löst so eine kleine Meditation nicht plötzlich alle unsere Sorgen, und sie schafft auch keine konkreten Lösungen, aber sie lässt uns für einen Moment den entscheidenden Break machen, wenn wir uns zu sehr in unseren Ängsten und Kümmernissen verfangen haben. So eine kleine Pause kann uns wieder dahin zurückführen, uns daran zu erinnern, wer wir eigentlich sind. Denn wir sollen leuchten. Heller als jeder Stern. Jedes einzelne Lebewesen, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze.
Und damit verwehre ich mich ganz ausdrücklich gegen so manche Meinung, die ich in den letzten Tagen und Wochen vernommen habe, dass wir es doch global gesehen eben hinnehmen müssten, eine große Anzahl von Leben an diese Pandemie zu opfern. „Sie wären ohnehin verstorben”, heisst es da von den einen, oder „dann ist es eben mal so” sagen Andere, oder „es gibt sowieso zuviele Menschen” …
Doch haben diese Stimmen auch daran gedacht, dass es ihre Freunde, ihre Eltern, Kinder, Ihre Bekannten oder Verwandten treffen kann? Sind sie sich darüber im Klaren, wie sie mit dem Schmerz umgehen, wie lange dieser in ihnen weiterleben kann und gegebenenfalls dann auch ihr eigenes Leben beeinträchtigt? Sind sie dafür wirklich bereit? Oder sind sie einfach nur Zyniker?

Ja, wir sind Viele. Ja, wir haben nicht genug für Alle. Ja, wir müssen global an vielen Schrauben gleichzeitig drehen, was nicht immer einfach sein wird, weil viele Prozesse ineinander verzahnt sind. Ja, dieser Virus ist ein lauter Weckruf, lauter als alles andere, weil viele von uns den Gong noch immer nicht gehört haben.
Aber: Unser alle, meine, deine und hoffentlich auch Ihre ethische Vorstellung von Humanität und Respekt jedem Lebewesen gegenüber ist hoffentlich eine andere. Denn wenn wir so denken, strafen wir auch all diejenigen mit Hohn, die ungeachtet dieser Pandemie mit großem Herzen dafür kämpfen, Menschen von überfüllten Flüchtlingsbooten zu retten, Kinder mit notwendigen Operationen zu versorgen, Ärzte in die entlegendsten Winkel der Welt zu senden, Programme gegen die Klimakrise auf die Beine zu stellen, und die nicht danach fragen, ob es möglich ist, sondern es einfach machen. Dann könnten wir uns diese ganzen Anstrengungen nämlich auch sparen. Tun wir aber nicht. Weil wir begriffen haben, dass wir anders sein können. Und wollen.

Auch ich frage mich, wozu diese Krise gut sein könnte, denn sie hat zuerst einmal gar nichts Gutes. Auch habe ich keine Vorstellung davon, wie das Leben mit Einschränkungen auf lange Strecke weitergehen wird. Aber dann gibt es das Gute vom Schlechten ja eben auch noch. Mag sein, dass wir durchaus den einen oder anderen kleinen Break benötigen, um uns neu zu erden und den Funken in uns zum (Er) Leuchten zu bringen. Und genau dazu möchte ich Sie auch einladen. Wie Sie das machen, ob mit Meditation, mit der Verbundenheit zur Natur, mit heilsamen Gesprächen oder mit Glückstänzen, ist doch eigentlich nicht wichtig. Nur tun Sie es! Leben Sie nicht einfach nur irgendwie weiter.

Passen Sie gut auf sich auf, und bleiben Sie gesund.


Herzlichst, Martina Seresse




Mittwoch, 25. März 2020

Isolation




Zugegeben, ich hatte noch nie große Probleme, mich mit mir selbst zu beschäftigen, da ich seit über 20 Jahren als Alleinbespaßer im eigenen Home Office arbeite. Ich habe aber auch schon Zeiten durchgemacht, in denen ich noch isolierter war. Von Freunden, von der Gesellschaft, von mir selbst. Ich kenne das also alles schon. Schön ist es natürlich gerade nicht, das ist klar, zumal uns eine Mischung aus Besorgnis und Angst um unsere eigene Gesundheit wie auch die unserer Liebsten umgibt, viele unserer Existenzen wirtschaftlich akut bedroht sind, und eine allgemeine Unklarheit darüber herrscht, was uns die Zukunft wohl bringen mag. Meine sieben Wochen Fastenzeit hatte ich mir ehrlicherweise etwas anders vorgestellt, mal nur so nebenbei bemerkt. Immer diese ungeplanten Herausforderungen und das ständige Steine aus dem Weg räumen. Ja, Danke auch! 
Ich würde statt dessen liebend gerne das Leben draußen feiern, mir den Wind um die Nase wehen lassen und diese in die eine oder andere Frühlingsblüte stecken. Die Fühler nach den ersten wärmenden Sonnenstrahlen ausstrecken und der Natur bei ihrem unbändigen Lebenstanz zusehen. Gerade würde ich wieder gerne am Étang de Lindre sitzen, die Störche beobachten, friedlich auf der großen Baumschaukel auf das Wasser schauen und anschließend im Gras mit beabsichtigtem Nichtstun den Kühen auf der Weide zusehen, die sich wahrscheinlich gerade fragen, wo nur all die seltsamen aufrecht gehenden Zweibeiner hin verschwunden sind, und die heimlich beschließen, dass die Welt von nun an wieder ihnen ganz alleine gehört. Es wäre in gewisser Weise nur gerecht.

Jetzt denke ich mir jeden Tag ein neues Mittagsgericht mit meinen Grundnahrungsmitteln aus. Vegetarisch lebe ich schon länger, es passt irgendwie zu mir, erklären kann ich es schlecht. Das sollte jedoch ein jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich lerne für mich, dass der aktuelle Verzicht im Grunde genommen ja irgendwie auch etwas mit meiner siebenwöchigen Fastenzeit zu tun hat. Von meinen Eltern habe ich dankenswerterweise gelernt, aus wenig Zutaten Geschmackvolles auf den Tisch zu zaubern, denn auch zu Zeiten des Wirtschaftswunders war in unserer Haushaltskasse oftmals der Notstand. Ich bin also nicht besonders anspruchsvoll und geübt im improvisieren.
Übrigens kann der Mensch gut und gerne mehrere Wochen ohne feste Nahrung auskommen, das sei nur mal so als leiser Hinweis an die Hamster der Nation weitergegeben.

Ich habe gestern mein Brot im Bioladen bestellt, persönlich gesehen eigentlich ein purer Luxus, aber ich kaufe ja sonst nichts. Vielleicht kommt zu meiner Besorgnis darüber, wie wir mit dieser Welt umgehen, gerade auch die Erkenntnis, zukünftig noch mehr an Lebensmitteln nachhaltig einzukaufen und auf regionale Zulieferer umzustellen. Bei einem begrenzten Budget wird das jedoch ein Drahtseilakt werden. Trotzdem: Auf einiges zu verzichten, um sich wenig Gutes leisten zu können, ist das Ziel, denn ich frage mich schon länger, wie lange wir uns überhaupt noch den Luxus leisten können, im Luxus zu leben.
Natürlich kommt es stets auf den jeweiligen Standpunkt an, von dem aus wir das Thema betrachten, aber global gesehen steuern wir auf einen Point Zéro zu. Bisher haben wir nämlich außer diesem einen runden ausgesprochen wunderschön gestalteten Ball namens Erde in einem Universum aus bis dato unbewohnbaren Nachbarplaneten leider noch keine Ausweichmöglichkeit. Anstatt dies jedoch endlich mal zu kapieren, betreiben wir fröhlich weiteren Raubbau und prügeln uns um Seife und Klopapier. Auf die dekadente Pervertiertheit mancher Geschäftemacher, die aus Elend noch Gewinn herausschlagen wollen, möchte ich hier gar nicht weiter eingehen, dass dies ein No Go ist, versteht sich hoffentlich von selbst. In meinen Gedanken sehe ich in einer entfernten Galaxie weitaus intelligentere Spezies, die sich kopfschüttelnd wundern, warum wir noch immer so rein gar nichts aus den bisherigen Herausforderungen der Vergangenheit gelernt haben.
Noch haben wir vielleicht die Chance, zurück nach vorne zu rudern. Den Fokus neu einzustellen. Zu fragen. Zu sehen. Zu ändern. Zu leben. Und das Leben zu lieben, auch wenn es ab und zu mal Verzicht bedeutet.
Aber ich sitze nicht in den Schaltzentralen dieser Welt, und ich kann auch nicht zaubern, sonst würde ich mit einem Fingerschnipsen alles Plastik verbannen, die Meere wieder sauber, die Wälder wieder wild und die Luft azurblau machen. Es gäbe keine Kriege und Ignoranten mehr, Menschen hätten ein Zuhause. Wasser wäre für alle da und gesunde Nahrungsmittel wären längst eine Selbstverständlichkeit. Tiere wären respektierte Partner an unserer Seite, und Bildung würde ich über alle versprühen. Alle wären gleich und würden mit allem auskommen. Was könnte da Wundervolles auf uns zukommen!

Ich alleine kann das alles nicht umsetzen oder es beschleunigen, aber ich kann es herausrufen, es mit der ganzen Kraft meines tapferen Herzens herbeiwünschen, und darauf hoffen, dass vielleicht irgendwo irgendwer doch zuhört, die Segel setzt, das Steuer rumreisst und unser Schiff mit dem Wind der Hoffnung in einen sicheren Hafen geleitet.

Ahoi!


In diesem Sinne, seien Sie einfach anders! Von Herzen, Martina Seresse







Dienstag, 24. März 2020

Ein Virus verändert die Welt


Liebe Welt, was passiert nur gerade mit dir? Du bist so schön, so blau und zart und so reich an Leben. So beschenkt von Möglichkeiten. Und wir tun dir Dinge an, die du nicht verdient hast. Vielleicht reicht es dir ja jetzt, und du zeigst uns die kalte Schulter, infizierst uns mit einem Virus, um uns aufzurütteln, endlich Frieden mit dir zu machen.
Weißt du was? Ich verstehe dich. Ich möchte dich halten und dir zeigen, dass ich für dich da bin. Aber ich komme mir so klein vor. Sag mir, was kann ich für dich tun?

Liebe Grüße, Martina


So oder ähnlich könnte eine Nachricht an die Welt doch aussehen, oder was meinen Sie? Wir sind gerade global – und das ist wahrscheinlich das unfassbar Besondere an dieser Situation – der größten Herausforderung gegenüber gestellt, die seit unserer Elterngeneration über die Menschheit kam. Und doch vertraue ich diesem Planeten. Eingeschränkt und isoliert geht unser Leben irgendwie weiter. Wir arbeiten, wenn auch neuerdings mit überraschend einfachen Möglichkeiten, die uns vorher anscheinend niemals in den Sinn gekommen wären. Es geht irgendwie.
Nicht alle haben diese Möglichkeiten. Viele gehen weiterhin zu ihren Arbeitsplätzen in medizinischen Einrichtungen, sorgen für unser täglich Brot, leisten Dienst an der Front der Verteidigungslinie sozusagen.
Zeit, Danke zu sagen dafür. Ihr seid Spitze!



Bleiben Sie hoffnungsvoll. Herzlichst, Martina Seresse






Montag, 23. März 2020

Zauberworte oder Buchstabensuppe






Was ist Sprache?
Seit ich in meiner Kindheit begonnen habe zu lesen, beschäftigt mich Sprache. Sie verzaubert mich. Und schon immer habe ich mich gefragt, warum den Wortdingen genau die Buchstaben zugeordnet sind, unter deren Namen wir sie kennen. Sie wissen schon. Wo kommt es her und was war zuerst? Und wo geht es hin? Sind doch nur Buchstaben. Dabei ist Sprache nicht unbedingt Voraussetzung für das Denken, doch erst durch sie sind komplexere Gedankengänge möglich. Ohne Buchstaben keine Wörter, und ohne Wörter fänden unsere Gedanken keinen verbalen Ausdruck.
Dabei ist das mit den Worten so eine Sache. Haben Sie schon einmal vor einem leeren Blatt Plapier gesessen?
Es heißt ja so schön, am Anfang sei das Wort gewesen, aber eigentlich ist da erst mal gar nichts. Nada. Es schaut mich an und schweigt. Gut. Ich warte. Und 2BH, für das diesjährige Motto war da zunächst nur ein Buchstabengewusel. Zugegeben, auf einem schönen Stück Textil. Und wie jetzt weiter? Die Antwort stand dann im Nudelregal. That’s RL!




Sprache ist Kreativität.
Mit dem Schreiben ist es ähnlich wie mit dem Zeichnen. Das erste Wort ist das Zauberwort. Mit ihm fängt alles an. Strich für Strich, Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort fügt sich das Gedankenbild endlich zusammen. Nach dem Grundgerüst kommt die Kür. Manege frei! Die Choreografie des Worttanzes bleibt dabei ganz mir überlassen. Ich kann den Zauberstab schwingen, Buchstaben in meinem Kopf herumwirbeln, sie zappeln lassen, neu zusammenfügen oder wieder wegwischen, sie dürfen Walzer oder Linedance tanzen. YEEHAW!
Ich kann mit ihnen meine Gefühle ausdrücken. Ich kann aus ihnen etwas Neues erschaffen, die Fantasie auf Reisen schicken oder in unbekannte Welten abtauchen, ganze Geschichtengebirge auftürmen, Menschen begeistern, kriminalistische Rätsel lösen, längst vergessene Zeiten neu aufleben lassen und sogar zurück in die Zukunft reisen. Ich kann Heldentaten begehen oder in Galaxien vordringen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Ah ja, jetzt haben Sie mich ertappt. Wir sind bei Raumschiff Enterprise. Aber auch das wurde mal von irgendwem irgendwann irgendwo mit Worten erdacht und geschrieben.

Sprache berührt.
Worte sind also in der Lage, in unserem Geist ganze Welten zu erschaffen. Weil wir sie mit bereits Erlebtem verknüpfen, mit all unseren Wünschen, aber auch mit all unseren Ängsten. Worte können uns schmeicheln, uns beruhigen und im schönsten Fall unsere Liebe bekunden, aber sie können auch unsere Sorgen schüren, uns verunsichern und uns so sehr verletzen, wie nur Schwerter es können. Und diese Wunden verheilen oft ein ganzes Leben lang nicht. Doch sie können uns auch wiederum Trost spenden in schwierigen Zeiten, da sie uns zeigen, dass der Mensch, von dem sie stammen, Ähnliches erlebt oder gefühlt hat und uns versteht.
Sprache kann sogar messbare Stresssymptome auslösen. Wenn wir mit Worten konfrontiert werden, die unsere Scham verletzen oder ein persönliches Tabu berühren, fühlen wir uns unwohl, wir reagieren verärgert und lehnen unser Gegenüber ab. Nur durch ein „falsches” Wort. Aus diesem Grund sollten wir unsere Sprache immer mit Bedacht wählen, denn einmal daher Gesagtes lässt sich so schwer wieder einfangen wie ein frei gelassener Vogel.




Sprache manipuliert.
Sprache hat eine unverblümt beeinflussende Wirkung auf unser Denken. Die Worte, die uns begegnen, steuern täglich, was und wie wir denken, sie manipulieren unser Handeln und sie sind dafür verantwortlich, was wir wahrnehmen und definieren sogar unsere Erinnerungen. Das ist eine Tatsache, über die sich die Sprachforscher inzwischen einig sind.
In der Werbung ist Sprache essentiell. Produktnamen werden daher sorgfältig ausgesucht. Worte, wie beispielsweise „Kaffee”, können im Gehirn den passenden Geruch wachrufen. Ausgetüftelte Produktbeschreibungen sind dazu auserkoren, beim Verbraucher Vertrauen zu assoziieren. Ein maßgeschneiderter Markenname, Verzeihung, natürlich ein „Brand”, transportiert Inhalte, Philosophie und Erfolg eines Unternehmens. Sie merken, ich mag diesen Ausdruck nicht so gerne, wir leben ja auch nicht auf der Ponderosa.
Ob diese Art der Manipulation gut oder schlecht zu bewerten ist? Nun ja, entscheiden Sie selbst, schließlich verkaufen Sie auch etwas, egal ob Nudeln oder Schöngeistiges.

Sprache ist (un)persönlich.
Da gibt es eine sprachliche Besonderheit in der Kommunikation, die mich schon länger stört. Die Vermanung. Bitte was? Ja. Denken Sie mal über das Wörtchen „man” nach. Drei Buchstaben, die unpersönlicher nicht sein könnten. Wer ist eigentlich der die das Man? Man existiert im Grunde genommen gar nicht, es ist schlicht und ergreifend einfach nicht real. Ich, Du, Er, Sie, das alles macht Sprache unpersönlich, und das will man, Pardon ich, du, er, sie, wir, nicht. Also greifen wir in die Unpersönlichkeitstrickkiste. Probieren Sie mal aus, die drei Buchstaben für nur einen Tag aus Ihrem Wortschatz zu streichen. Es ist gar nicht so einfach.




Sprache ist Kultur.
Die faszinierendste Erkenntnis, die ich über Sprache erfahren habe, ist die unterschiedliche Wahrnehmung in der jeweiligen Muttersprache. Je nachdem, welche Sprache wir sprechen, sehen wir die Welt bis zu einem gewissen Grad auf unterschiedliche Weise. Bestes Beispiel hierzu ist das grammatikalische Geschlecht, die Verknüpfung des weiblichen oder männlichen Artikels mit dem jeweiligen Begriff. Es kann den Objekten in unserer Vorstellung männliche oder weibliche Züge verleihen. Weibliche Gabeln und männliche Brücken. Wer hat’s erfunden? Ach, hätten wir doch bloß nie über den Turmbau zu Babel nachgedacht.

Eine wiederum völlig andere Geschichte ist die Sprache der Aborigines, die weder links, rechts, davor oder daneben kennt, sondern Begrifflichkeiten unter Zuhilfenahme von exakten Himmelsrichtungen und Koordinaten beschreibt, und das sogar bei Nacht. Faszinatiös südlich. Wer also eine neue Sprache erlernt, erlernt automatisch eine neue Denkweise. Oh la la.




Sprache ist veränderlich.
Jede Zeitepoche hat ihre eigene Sprache. Niemand würde heute mehr in der dritten Person reden, und längst sind Anglizismen so gebräuchlich wie unser täglich Brot. Eine andere Sache sind die Abkürzungen. Ich habe einige davon hier im Text versteckt.
Ich komme da nicht mehr mit. Liegt es daran, dass wir uns nicht mehr F2F gegenüberstehen? Verroht unsere Sprache? Liegt es an der Zeit, fehlt uns gerade diese, ist es einfach hip oder bin ich zu alt? Ich benötige inzwischen ein Lexikon der digitalen Abkürzungen, sonst verstehe ich in einem Social Media Post nur die Hälfte vom Ganzen. Und weil das so ist, behaupte ich jetzt einfach mal, vervollständigen wir unsere neukryptische Sprachsymbolik mit kleinen Bildchen, den Emoticons. Echte Gefühle? Nö. Es hat uns nur sprichwörtlich die Sprache verschlagen. Ist auch eigentlich genau genommen gar nicht viel sozial drin in Social Media. Ja mei.

Oder haben wir über Jahrhunderte hinweg einfach nur einen Umweg gemacht, und die alte Keilschrift kommt wieder in Mode? Werden wir irgendwann nur noch in Nullen und Einsen kommunizieren? Irgendwie beängstigend. Wir bewegen uns in Riesenschritten hin zu einer Kommunikation, die zunehmend von künstlicher Intelligenz beherrscht wird. Beim Discounter spricht der Backautomat mit mir. Das Produkt wird gerade extra frisch für mich gebacken. Woher kennt der mich? Alexa kann ich fragen, warum es nachts kälter ist als draußen. Sie weiß es. Aber sie versteht (noch) keine Ironie. Und mit ihr Kaffee trinken gehen kann ich auch nicht. Benjamin Bergen, der am Metapher Program in den USA forschte, behauptet: Wenn wir einem Computer genau dieses menschliche beibringen könnten, wäre das ein großer Schritt zur künstlichen Intelligenz. Ist das unser Ziel?

Die Schnelllebigkeit der Sprache hat auch andere Auswirkungen. Immer weniger Menschen legen Wert auf handschriftliche Korrespondenz. Wir verlieren die Herrschaft über unsere Hände und handeln uns statt dessen lieber eine Daumenarthrose ein. Jetzt verrate ich Ihnen mal was: Ich schreibe wieder mit einem Füllfederhalter. Es ist ein wundervolles Schreibgerät, das ich von meinem Vater geerbt habe, und ich liebe es, mit der weichen Feder über das Papier zu tanzen. Ich habe einfach das Gefühl, jedes schöne Wort bekommt dadurch Flügel und beginnt zu leben. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich schreibe immer noch alle meine Texte von Hand vor.




Sprache ist Freude.
Die schönsten Stilblüten schreibt immer noch das Leben selbst. Oder die Autokorrektur des Schreibprogramms. So sprach in Kindertagen eine Freundin keck zu mir: „Ich bin dir hochhaus überlegen”. Herrlich, nicht wahr? Ich vergesse es sicher nie mehr. Mein Nachname hat ebenso schon die kühnste Wortakrobatik erlebt. „Frau Seereise” hat mir dabei von allen am Besten gefallen. Auch WhatsApp ist immer für verbale Buchstabenpurzelbäume gut. So hat mir doch gerade erst mein lieber SO geschrieben, er habe mich „ganz Rolle lieb”. Ich fand es exorbitant komisch. ROFL. Es bleibt von jetzt an fest verankert in meinem Sprachgebrauch. Tja, so geht’s.

Und so schreibe ich auch weiterhin kleinere Romane unter meine Bilder und widme mich mit Leidenschaft poetischen Produktbeschreibungen. Ich erzähle eben einfach gerne Geschichten. Und das nicht nur mit Worten. Y? Weil es mir Freude macht.





Im nächsten Jahr hänge ich vielleicht nur Buchstaben an den Weihnachtsbaum, ein paar habe ich ja hier wiedergefunden. Und sollten Ihnen 2020 mal die Worte fehlen, sei Ihnen eine Tüte Buchstaben nebst wärmender Halshülle mitgegeben. Zum Üben, zum Rausputzen, zum Jonglieren, zur Meditation, für warme oder kalte Wintertage, oder ganz einfach nur zum Spaß. HF.
Die Suppe dürfen Sie auch bitte schön selbst auslöffeln. Oder auch nicht. Dann machen Sie eben einen Buchstabensalat daraus. Wenn Sie verstehen, was ich meine.
Doch bevor ich mich noch um Kopf und Kragen schreiben, wünsche ich Ihnen ausgesprochen unbeschreiblich herrliche Festtage. Binden Sie doch ein paar kleine Wortbotschaften an Ihre zauberhaften Päckchen und unterhalten Sie sich gut. Mit den Menschen, die Ihnen am Herzen liegen oder mit einer guten Geschichte. Vor allem aber, bleiben Sie im Gespräch.
Mon Dieu! Was für ein Jahr. Ich sage Danke für die Worte. Die gesagten und ungesagten, die lauten und leisen und natürlich die neu dazugelernten. Nicht zu vergessen die kunterbunten Geschichten und Projekte, die zusammen mit Ihnen gewachsen und groß geworden sind.
CU. See you. Ich meine natürlich: Wir sehen uns im neuen „JA” 2020. Wenn Sie mögen, gerne von Angesicht zu Angesicht. Oder auf einer Seereise. Ahoi!



Von Herzen, Martina Seresse






 






Freitag, 27. Dezember 2019

Veränderung

Wahrscheinlich ist es Ihnen bereits aufgefallen. Meine Homepage gibt es nicht mehr. Sie hat sich 2018 sozusagen vom Acker gemacht. Dabei lag sie mir so sehr am Herzen. Leider aber konnte das CMS nicht mehr aktualisiert werden, so dass es ständig Sicherheitsprobleme gab. Irgendwann war es mir dann zu dumm, und ich habe alles löschen lassen. Auch die DSGVO war ein weiterer Punkt, der just in diese Umbruchzeit fiel. Die Programmierung eines neuen Designs steht zur Zeit nicht an, der Kostenaufwand ist einfach nicht angemessen. Ja. Ich weiß, der Eine oder Andere kam mir schon mit dem Einwand, ob „man” sich das denn leisten könne?
Klartext? Was „man” kann, kann er, sie, es, gerne selbst entscheiden, ich leiste es mir, diese Lücke stehen zu lassen, denn ich muss auch nicht alles mit mir machen lassen, da mache ich doch lieber was. Nämlich gutes Design. Für Sie.

Daher habe ich mich, zumindest vorübergehend, entschlossen, es bei diesem Blog zu belassen. Vielleicht wird er ja demnächst etwas überarbeitet, das werde ich noch ins Auge fassen. 

Wo Sie mich finden, wissen Sie ja. Immer gern bei der Arbeit.


Veränderungen sind gut. Herzlichst, Martina Seresse







Die Natur feiert jeden Morgen Premiere





2018 sind auf meinem Balkon viele Kräuter eingezogen. Und seitdem bin ich irgendwie auf gesunde Weise ein bisschen krautsüchtig. Nach dem zartfeinen Duft von Rosmarin, Salbei und Minze. Und nach dem unvergleichlich köstlichen Geschmack von frischer Petersilie, die ich meiner Pflanzenküche so gerne beimische. Ich liebe den Duft der ätherischen Öle, wenn ich sanft über meine Pflanzen streiche. Dann atme ich tief ein, und gleich fühlt es sich ein wenig nach Urlaub an. Ich denke an all die schönen Landschaften dieses Sommers, das Licht der weiten Ebenen, die Zeichnungen der Natur und den ungestümen Tanz der Insekten auf Blüten und Gräsern. Was für ein Fest! In dieser Jahreszeit findet ,an mich mit meiner Fotokamera meist abseits der Wege in einem Gebüsch, denn in diesem Mikrokosmos der Krabbeleien lebt und liebt es gar tausendfach. Potz Blitz! Was man im Kleinen doch so alles entdecken kann!

Auch habe ich wieder einige „Gärten ohne Grenzen” in der Region besucht und mein Näschen an inspirierend schönen Orten natürlich in Dies und Das gesteckt. Wie Alice im Wunderland habe ich Zuflucht unter wahrhaft urzeitlichen Riesenblätterdächern gefunden und daneben die architektonischen Strukturen des japanischen Schachtelhalmes bewundert. Und wie einst ein staunendes Kind durfte ich Teichmolche wiederentdecken und MIilionen von Kaulquappen beim Wachsen zuschauen. Das wird am Ende ein schönes Konzert gegeben haben!




Gut, das klingt jetzt irgendwie ganz nach „Biene Maja”, aber in gewisser Weise trifft es das perfekt. Da wurde Nektar mit ausgetüftelt feinen Werkzeugrüsseln aus Blütenkelchen gesaugt, und über dem glitzernden Fluss tanzten blau gebänderte Prachtlibellen wie winzig wirbelnde Wasserballetttänzer mit einem Tutu zur Sommermusik des Wassers. Sogar der lustig charmante „Flip”, das grüne Heupferd, ist mir begegnet. Ein Riesen-Heupferd wohlgemerkt, und so grün, wie das Gras nun mal grün ist. Ein astreiner Augenschmaus, wer will da schon Fernsehen. Die Natur bietet doch die beste Unterhaltung beim in die Ferne sehen. Und das auch noch kostenlos. Ja, wohl.




Auf meinen Streifzügen konnte ich in mittelalterlich angelegten Gartenanlagen altes Kräuterwissen neu entdecken und wäre anschliessend am liebsten mit dem Zirpen von Zikaden und Feldgrillen im tiefen Gras eingeschlummert. Haben Sie eigentlich schon mal dem nächtlichen Rauschen von Gräsern im Wind gelauscht? Oder in wogenden Getreidefeldern die Wellen des Ozeans entdeckt, auf einem Baumsofa aus Moos gesessen, die unglaublich vielen Töne von Grün wahrgenommen und so ganz nebenbei festgestellt, dass Schneckenspuren im Sonnenlicht silbern schimmern, als wären sie mit Glitzerflitter bestreut? Die Natur kann so unglaublich absichtlos betörend und beruhigend zugleich sein.

Inzwischen ist nachgewiesen, dass Pflanzen durchaus intelligente Wesen sind, die fühlen, riechen, hören, sehen und auch schmecken können. Und sie können sogar Probleme lösen, sagt der italienische Botaniker Stefano Manusco. Lauschen wir ihren Geschichten, erfahren wir etwas über den Rhythmus in der Natur, über Leben und Anpassung, über Widerstandskraft und Fortpflanzung, über den Umgang mit Wachstumsbedingungen und Ressourcen, über die Gegenwart und Unvergängliches, über Beziehungen und Harmonie, Glück und Freude.




Und denken Sie nur an das uralte Wissen der Hildegard von Bingen. So ein feines Kräutlein beruhigt die Nerven, besänftigt den Magen oder lindert einen schmerzenden Hals im Winter. Und wenn Sie beim nächsten Gang an die frische Luft an einem Gänseblümchen vorbeilaufen, dann bleiben Sie doch kurz stehen und denken Sie daran, dass es auch im Salat wohl mundet oder bei juckenden Insektenstichen hilft. Viele Kräuter am Wegesrand sind wie eine kostenlose Hausapotheke unterwegs. Na gut, bücken müssen Sie sich schon.




Und wer nun denkt, Pflanzen wachsen nur in fruchtbarer, gut gedüngter Gartenerde, der hat nicht die Vielfalt in den Sanddünen am Rande des Meeres bedacht. Denken Sie nur an die orange leuchtenden Büsche des Sanddorns oder die belebend harzig duftenden Pinien. Sogar im salzigen Milieu von Sand- und Schlicklandschaften wachsen pflanzliche Kostbarkeiten, die unseren Magen laben. So habe ich in diesem Sommer „Gemüse aus dem Meer” gekostet. Seespargel, oder auch Salicorne genannt, seviert auf leckerer Pasta in einem niederländischen Hafenstädtchen vom wohl komischsten Kellner der Welt. Delikatiös!




Vielleicht haben Sie ja nach dieser schönen Exkursion in die Natur, so mitten im Winter, schon direkt Lust bekommen, Ihren eigenen kleinen „Stadtgarten” anzulegen, dann sei Ihnen dieses kleine Gefäß nebst Sämereien ans Herz gelegt. Pflanzen Sie die Samen, hegen und pflegen Sie die zarten Pflänzchen behutsam, und erfreuen Sie sich im Sommer an den Düften und der Bekömmlichkeit in Speis und Trank. Probieren Sie doch mal Minzkrokant über einem herzhaft sommerlichen Salat. Noch ein paar essbare Blüten dazu, und fertig ist eine ganz natürliche Kraftquelle. Ich hoffe sehr, dass meine Kräutlein überwintern, und im nächsten Jahr wird wohl sicher noch das eine, das nächste oder das andere Kraut hinzukommen.




Am 21. Dezember 2018 ist Wintersonnenwende. Ind er längsten Nacht des Jahres verabschieden wir die Dunkelheit. Die Tage werden wieder länger, und wir feiern mit dem Christfest das Licht in der Welt. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, Sie freudig ins Jahr 2019 zu entlassen und mich gemeinsam mit Ihnen auf das Neue Ja zu freuen. Und immer auch auf die Hoffnung, dass wir Menschenpflanzen uns gegenseitig Raum geben und einander zugeneigt zu einem blühenden Akkord werden, denn nur im Schatten eines Anderen werden wir nicht gedeihen. Darin liegt das Geheimnis. Spannen Sie einen weiten Himmel über alles.
Mit offenem herzen sage ich Danke für die schönen bereichernden und einzigartig köstlichen Aufträge. Danke auch für all die aufgefundenen Schneckenhäuser, die vielen Pflanzen, Steine, Beeren und Stöckchen, ich bin eben eine Sammlerin. Auch von Ideen. Wir sehen uns. Ganz sicher in einem wunderbaren Garten. Egal ob an Land oder am Meer. Ahoi!

Von Herzen, Martina Seresse











Montag, 4. Juni 2018

Werbemittel Silikonarmband

Mit etwas Verspätung, weil ich ganz einfach nicht dazu gekommen bin, meinen Hund hier auf dem Blog auszuführen, nun endlich das versprochene Foto der fertigen Silikonarmbänder. In diesem Jahr hat sich meine Kundin für eine reduzierte und sehr schlichte elegante Farbumsetzung entschieden. Für die Bandfarbe hatte ich ein mittleres Grau vorgeschlagen, kombiniert mit einem dunklen Anthrazitgrau für die Farbfüllung der Tiefprägung. Wenn die Bänder vorliegen, zeigt sich immer wieder, dass es sich lohnt, auch die letzte kleine Spitze in der Form auszutüfteln, denn was in der zweidimensionalen Zeichnung manchmal grob aussehen kann, zeigt sich im Silikon später detailiert und klarer.

Das diesjährige Motto lautet: « Fair Play im Jahr des Hundes »








Obwohl das Jahr des Erd-Hundes bereits begonnen hat, lohnt es sich auch jetzt noch, einen Blick darauf zu werfen, was uns das Jahr 2018/2019 einbringen wird. Der Hund an sich steht in den chinesischen Tierkreiszeichen für Loyalität, Hingabe, Geradlinigkeit, Klarheit, Intelligenz, Treue, Aufrichtigkeit, …
Der Hund bringt uns in diesem Jahr klare Verhältnisse, er ist praktisch veranlagt und seine Logik ist einfach bestechend. Mit anderen Worten: der Hund ist ein cleveres Kerlchen. Anderen Wesen ist er stets zugewandt, und wer Hilfe braucht, dem steht er treu zur Seite. Mit dem Element Erde gesellt sich eine gewisse Zurückhaltung zur Eigenschaft des Hundes, er macht kein großes Aufheben um seine Angelegenheiten, denn mit seiner überzeugenden Art ist es ihm ein Leichtes, seine Ziele zu verfolgen. Auch ist der Hund ein Rudeltier, bei dem die Gemeinschaft einen hohen Stellenwert einnimmt. Dafür bedarf es allerdings klarer Regeln. Familie und Gemeinschaft werden daher in diesem Jahr einen hohen Stellenwert bekommen. Aber auch Werte wie Fairness, Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die das Gemeinwohl im Fokus haben, liegen diesem Jahr zugrunde. Der Erd-Hund lebt uns ebenfalls den ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit vor. Er wird sich kraftvoll gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit einsetzen.

Das sind doch durchaus gute Neuigkeiten. Bleibt zu hoffen, dass sich auch so mancher Zweibeiner daran hält und dies entsprechend umsetzt. Mir persönlich gefällt in diesem Jahr die Freude, die aus dem kleinen Kerl spricht, die Aufmerksamkeit und der wache Blick, mit dem er den Betrachter begrüßt. Auch die vornehme Zurückhaltung der Farbwahl kommt den Attributen des Elementes Erde zugute. Da möchte man sich doch gleich das schöne Armband überstreifen und mit ihm Gassi gehen. Gehen Sie mit?

Die obige Edition meiner Kundin hat bereits absoluten Kultcharakter und ist jedes Mal ein Erfolg. Beratung zu den Silikonarmbändern und vielen weiteren kreativen Umsetzungen für Ihr Business erhalten sie natürlich wie gewohnt gerne bei mir. Sie können sich sicher sein: Der Wau-Faktor ist garantiert.

Darauf das Pfötchen! Herzlichst, Martina Seresse






Mittwoch, 30. Mai 2018

Babys im Anflug

Passend zur Babymesse, die mein Kunde am 14.06.2018 im Krankenhaus Saarlouis vom DRK veranstaltet, habe ich an Pfingsten einen Ausflug zu den Störchen am Étang de Lindre in Lothringen, Frankreich, unternommen. Bereits einige Wochen zuvor hatte ich das aussergwöhnliche schöne Naturschutzgebiet besucht und mir fest vorgenommen, wieder vorbeizuschauen, wenn die kleinen Störche ausgebrütet sind. Et Voilà, da sind sie. Alle Storchennnester waren mit vielen Jungstörchen belegt, und die Eltern flogen eifrig hin und her, um ihren Nachwuchs zu versorgen.






Der Étang de Lindre ist ein mehr als 6 Quadratkilometer großer See im Département Moselle der Region Grand Est, südöstlich der Stadt Dieuze. Er ist eingebettet in die etwa tausend Hektar große Domaine de Lindre. Zu der Domaine im Regionalpark Naturpark Lothringen gehören noch zwölf weitere Seen, die zum Teil als Vogelschutzgebiet erklärt wurden. Seit 2003 ist ein Gebiet mit über 5.000 Hektar Fläche als Natura 2000-Schutzgebiet ausgewiesen. Es gibt in dem Landschaftspark eine große Artenvielfalt, so hat man in der Fauna 248 Vogel, 11 Amphibien- und 4 Reptielienarten nachgewiesen. Auch ist es gelungen, den in Frankreich sehr seltenen Weißstorch, unter anderem durch Aufstellen von Nisthilfen, wieder anzusiedeln. Die Flora ist mit 19 geschützten Pflanzenarten vertreten.
Auf einer langgestreckten Landzunge, die weit in den See hineinreicht, liegt das Dorf Tarquimpol. Der Ort liegt an der alten Römerstraße von Metz nach Straßburg und war in der Römerzeit als Decempagi bekannt. Er besaß damals eines der größten Amphitheater Galliens, das bei einem Durchmesser von 115 m ungefähr 12.000 Zuschauern Platz bot; die Anlage ist restlos verschwunden und wurde erst im Jahr 1981 auf Luftaufnahmen wiederentdeckt. {Quelle: Wikipedia}






Es ist ein wundervoller Platz, man geniesst Natur pur ohne Badegäste, Surfbretter oder Boote. Nur die Rufe der Wasservögel und des Kuckucks inmitten einer einmaligen Wasserlandschaft. Die Störche gestatten die eine oder andere Fotoaufnahme und ich schaue fasziniert der Fütterung der kleinen Klappermäuse in ihrem luftigen Zuhause zu.
Wer mag, kann bis zur Vogelbeobachtungsstation wandern oder sich bei einem Petit Café an der Station der Domaine de Lindre stärken. Wir haben uns Picknick mitgebracht und den Tag anschliessend mit feinen Eclairs auf der schönen Baum-Schaukel unter dem großen Nussbaum beschlossen, dem Blubbern der Fische zugeschaut und uns gewünscht, mit den Enten im Wasser umhergleiten oder mit den Störchen unter dem Himmel fliegen zu können.
Und so hat uns auch das aufziehende Gewitter nicht im mindesten gestört, denn es zauberte eine ganz besondere Stimmung über den See.






Ich kann Ihnen den Besuch dieser Landschaft nur wärmstens ans Herz legen, wir sind mit vielen unglaublich schönen und reichen Eindrücken völlig beseelt nach Hause gefahren und wir kommen wieder. Versprochen. Es gibt noch so viel zu entdecken an diesem See. Ich hoffe und wünsche mir vor allem, dass dieses einmalige Naturschutzgebiet behütet und respektiert sich überlassen bleibt, wir Menschen sollten lediglich leise Beobachter bleiben und still geniessen dürfen. Übrigens hat es durchaus auch etwas für sich, in einen stillen Dialog mit ein paar Kühen auf satten grünen Weiden zu treten, aber das ist wieder eine andere Geschichte, die zwar auch an diesem See spielt, aber heute geht es ja um die Störche.

Von Saarbrücken aus beträgt die Entfernung gerade mal etwa 69 km, also perfekt für einen Tagesausflug. Auch das kleine beschauliche Dorf Tarquimpol ist einen Stop wert, auf dessen Friefhof der Schriftsteller Stanislas de Guaita begraben liegt. Oder Sie verbringen gleich ein ganzes Wochenende in dem romantisch verträumten kleinen Hotel Château d'Alteville, das mit seiner weinberankten Fassade und dem großen Park an den Charme vergangener Zeiten erinnert. Nun wissen Sie aber sicher ganz bestimmt, woher die Babys kommen …

Klappern gehört zum Handwerk. Herzlichst, Martina Seresse






Freitag, 6. April 2018

Aufgefischt … 

Gerade steht mir der Sinn nach einigen Veränderungen. Nicht immer nur gut sein. Sondern besser werden. Mal wieder mehr an sich selbst denken und damit andere beglücken. Gegen den Strom schwimmen, denn nur so findet mancher Fisch nach Hause. Lieber klein denken, aber damit vielleicht sogar groß rauskommen. Gerade in manchem Widerspruch finden sich Gelegenheiten und Chancen. Doch all das geht nur mit Veränderung und konsequentem Dabeibleiben. Manchmal ändert sich Manches. Ahoi und Petri Heil!



Manchmal ändert sich Manches.






Freitag, 9. Februar 2018

Das Erd-Hund Jahr 2018

Es geht wieder lohooos! Hopp, auf auf, wir gehen Gassi! Sie ahnen es bereits, bald beginnt ein neues chinesisches Jahr. Das Jahr 2017 mit der Energie des Feuer-Hahns neigt sich dem Ende zu, und am 16. Februar beginnt ein neues Jahr, das dieses Mal unter der Regentschaft des Hundes steht, der in diesem Jahr dem Element Erde zugeordnet ist. Ich freue mich sehr, dass die Tradition der jährlich aufgelegten Silikonarmbänder meiner Kundin weitergeführt wird. Und so ist es an der Zeit, eine Illustration zum Thema Hund umzusetzen. Wie immer gebe ich Ihnen an dieser Stelle einen kleinen Einblick, wie so eine doch sehr spezielle Illustration für die Anwendung der Tiefprägung und anschliessenden Farbfüllung für das Armband entsteht.


Wer darf ins Körbchen?
Nachdem ich mir einige Hunderassen angeschaut hatte, war mir klar, dass es wahrscheinlich gar nicht so leicht wäre, einen passenden Hund für mich und mein Zuhause auszusuchen. So viele liebevolle tierische Begleiter, wie soll man sich da entscheiden? Dann aber war die Lösung naheliegend, denn bei einem Besuch in der kleinen französischen Grenzstadt Bitche im Spätsommer schaute ich fasziniert der Darbietung eines Schäfers und der Arbeit seiner Hunde mit der Schafherde zu. Übrigens ein geradezu halsbrecherisches Unterfangen, wie die Hunde die Schafe am steilen Hang der Zitadelle unter Kontrolle brachten. Es ging aber alles gut. Und so habe ich mich für eine klassische Hütehunderasse entschieden, den Border Collie. Im Hinterkopf behalte ich stets die generellen Charaktereigenschaften eines Hundes: treu, dankbar, loyal, aufrichtig, zuverlässig, wachsam, intelligent.

Also. Los geht's mit dem Kopf. Zu Beginn bin ich immer versucht, Details einzuarbeiten, die ich später wieder verwerfe, aber das werden wir noch sehen. Ich beginne damit, Ohren, Augenpartie und Schnauze anzulegen. Damit die Nasenpartie gleichmässig wird, baue ich diese aus verschiedenen Kreis- und Ellipsenelementen zusammen.





Jetzt beschnuppern wir uns erst mal
Beim Border Collie ist die Fellzeichnung ein markantes Merkmal. Ich teste schon mal, wie es später eingefärbt aussieht. Die Ohren überzeichne ich ein wenig in der Größe, und das linke Auge habe ich verändert (hoppla, ein Spiegelei im Gesicht). Die Schnauze gefällt mir richtig gut. Aber ich ahne schon, dass die Bögen in der extremen Verkleinerung auf der späteren Höhe von 11 mm zulaufen werden. Schade, aber es hilft nichts.





So langsam wachsen wir als Team zusammen
Damit die ganze Gesichtsform harmonisch wirkt, setze ich mir Hilfslinien, an denen ich mich orientieren kann. Momentan schauen die Augen noch nach rechts, der Kopf ist etwas gedreht, also ist die linke Gesichtshälfte perspektivisch etwas schmäler. Hier habe ich bereits die ehemalige Schnauzenform verworfen und mich für eine abgekantete Ellipsenform mit einem Lichtpunkt entschieden, das kann im Silikon viel besser umgesetzt werden. Auch die kleinen Haarbüschel an den Ohren habe ich stark reduziert und vereinfacht.





Wo ist mein Frauchen?
Ich habe einige Formen noch stärker reduziert und die Augen nach vorne blicken lassen, ausserdem die linke Gesichtshälfte stärker verengt, um die Perspektive mehr hervorzuheben und die Kopfform damit zu unterstützen.
Die kleinen Haarbüschel gibt es nur am rechten Ohr und auch auf die beiden Puschel am Kopf oben habe ich verzichtet. Damit es lebendiger, agiler und fröhlich keck wird, denn mein neuer treuer Freund ist schon ganz aufgeregt, was es bei mir so alles zu entdecken gibt, habe ich den Kopf schräg gestellt. Angedeutete Pfötchen erwecken den Eindruck, dass der Hund sich an einer Kante abstützt und auf etwas wartet. Das soll später die untere Begrenzung der Eindruckfläche an der Armbandkante werden.





Gib mir eine Aufgabe
Weil ich die Illustration für das Band eher schmal lang benötige, entscheide ich mich, den Kopf zwischen die Pfoten zu positionieren. Eine sehr klasssiche Haltung beim Hund, bevor das Frauchen Kommando gibt. Braver Hund. Auch hier habe ich nochmals an den Formen gearbeitet, aber wir sind noch immer nicht am Ende. Die teilweise hier grob vereinfachten Formen mit relativ großen Abständigkeiten zueinander, relativieren sich später in der extremen Verkleinerung. Hier gilt es nicht, eine realistisch zeichnerische Abbildung anzufertigen, sondern die spezifische Umsetzung auf Material und Verarbeitungsprozess zu berücksichtigen.




Ist das spannend. Was Frauchen wohl von mir will?
Hier sehen Sie das endgültige Resultat. Der Kopf hat einen angedeuteten frei interpretierten Körper dazu bekommen, der die schmale Form auf dem Band unterstützt. Der Schwanz gehört zum Hund dazu. Hier steht er keck in die Höhe, was die Aufregung andeuten soll. Border Collies sind intelligent, agil und benötigen Beschäftigung. So habe ich die Hunde bei der Präsentation des besagten Schäfers auf Wartestellung sitzen gesehen, bevor das jeweilige Kommando für eine bestimmte Aktion gegeben wurde. Erdverbunden. Treu und beständig in ihrer Liebe zu ihrem Besitzer. Wachsam, agil und zuverlässig in ihrer Leistung.
Ich bin verliebt. Ach, ich schaffe mir einfach ein paar Schafe an, stelle sie hinters Haus auf die Wiese und schon darf mein neuer Begleiter hier einziehen und seine Aufgabe übernehmen. Und ich schlage noch zwei Schafe, ähm Fliegen mit einer Klappe, denn die hübschen Wollknäuel auf vier Beinen sorgen für Nachschub im Nebelschneckenland, und die lauten Motorrasenmännermäher gehören endgültig der Vergangenheit an. Also alles gut mit Hund.

Ich hoffe, Sie hatten Freude an der kleinen Exkursion in meine Arbeit. Ich freue mich bereits auf die fertigen Bänder. Farbe und Keyword bleiben noch ein Geheimnis, und sobald die Bänder da sind, wird es auch noch ein paar ergänzende Informationen zum Jahr des Erd-Hundes 2018 geben.

Wuff. Herzlichst, Martina Seresse










Dienstag, 6. Februar 2018

Frisch gefischt … 

Ich habe mal wieder was im Netz gefangen. Es gibt Tage, da springen mich die Dinge einfach so an, als seien sie die Beantwortung einer Frage, die mich gerade beschäftigt. Ich bin gespannt, was sonst noch so an verbalen Kuriositäten in den digitalen Informationskanälen herumschwimmt. Ahoi und Petri Heil!



Man muss die Schuld auch mal bei Anderen suchen.





Sonntag, 4. Februar 2018

Purpurne Schönheiten 

In jedem Jahr kürt Pantone die „Colour oft the year”, genau genommen die Farbe, die das neue Jahr vorrangig beherrschen soll. In diesem Jahr ist es „Ultraviolet”. Na gut. Gemeinhin könnte man auch einfach „Lila” sagen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht sofort eine Abmahnung von der farbigen Kuh regnen würde. Man höre und staune, das Unternehmen Milka hat es doch tatsächlich geschafft, die Farbe ihrer Süßwaren patentrechtlich schützen zu lassen. Ich habe vor einigen Jahren dazu recherchiert, und bei dieser Gelegenheit bei einem Workshop, den ich in der hiesigen Gründerszene gegeben habe, davon berichtet.
Aber zurück zur Farbe. Vor vielen Jahren noch wurde über Frauen, die lila Kleidung trugen, die Nase gerümpft und leise tuschelte man „Lila – der letzte Versuch …”. Es war eben die Farbe der „späten Mädchen”, um es mal durch die Blume zu sagen. In den 70ern war es die Farbe der feministischen Bewegung. Und in früheren Jahrhunderten trugen nur wohlhabende Menschen, Herrscher und Könige die Farbe Lila, denn um die Kleidungsstoffe zu färben, benötigte man den Farbstoff aus der Purpurschnecke (einer marinen Schnecke), der nur über ein kompliziertes und langwieriges Extraktionsverfahren hergestellt werden konnte, so dass die damit gefärbten Kleiderstoffe sehr kostspielig waren.
Noch heute ist Lila die Farbe der Geistlichkeit und Spiritualität. Für mich persönlich ist sie eine der geheimnisvollsten und sinnlichsten Farben.
Und weil der Winter einfach nicht weichen will und mich die Sehnsucht nach Sonne, Licht und Leben auf angenehm temperierten Freiflächen antreibt, habe ich mir gerade einen schönen Strauß Tulpen in Lila gegönnt, denn sie gehören eindeutig auch zu meinen Lieblingsblumen. Ganz zufällig waren diese hier in Lilalaune-Farbe einfach zu schön.


Leben Sie es Lilapurpurviolet. Herzlichst, Martina Seresse












Mittwoch, 27. Dezember 2017

Erinnerung






Kennen Sie das? Da betrachtet man ein Foto aus vergangenen Zeiten, und wie von Zauberhand entstehen Bilder und gemeinsam Erlebtes plötzlich wieder ganz lebendig in den Gedanken. Selbst längst vergessene Düfte, Farben, Muster, Musik und Emotionen sind ganz eng mit persönlichen Erlebnissen verknüpft. Alles lebt in unserer Erinnerung weiter.
Ein berühmter Dichter hat mal vermerkt, die Erinnerung sei das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Nun, ich weiss nicht, wie man sich paradiesische Zustände genau vorzustellen hat, man denke nur an die Geschichte der beiden Nackten mit dem Apfel, die nicht wirklich gut ausgegangen ist. Daher möchte ich persönlich die Erinnerung lieber als meine Schatzkammer bezeichnen, in der ich gute, lustige, berauschende, liebevolle, magische und wundervolle Momente sammeln kann. Aber auch die weniger guten finden darin ihren Platz. Wären sie alle nicht da, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.




Da fällt mir sofort meine diesjährige Reise ein: Gleich zu Beginn habe ich bei der Besichtigung einer Burg einen geradezu kunstvollen Sturz hingelegt, wobei ich es auf grazil komische Art geschafft habe, meine Fotokamera so zu halten, dass das gute Stück heil blieb. Ich kann mich noch ganz genau an das Geräusch der rollenden Steine erinnern.
Da bekommt der Begriff „mitreissend” doch gleich eine ganz neue Bedeutung. Oder das winzig kleine Schneckenhaus, das mir immer wunderbar schräg im Gedächtnis bleiben wird, weil es einen so ungestüm authentischen Duft nach Meer verströmte. Ich möchte mich geradezu verkugeln, wenn ich nur daran denke.
Auch den Schrei der Möwe, die ich in ihrem luftigen Flug auf ein Foto bannen konnte, kann ich immer noch hören, genauso wie das Spiel des Windes, der nach Salz und einem weiten fernen Land schmeckte. Nicht zu vergessen den Duft von gesalzenem Karamel, der auf immer mit dieser Reise verbunden sein wird.




In letzter Zeit erinnere ich mich oft an meine Kindheit, an das wilde Toben im Schnee und das unbeschwerte Spielen in Freiheit, an die Länge der Tage und dass alles irgendie größer war. Und das Gras grüner. Irgendwie. Sie wissen schon.
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich wieder am Ort meiner Kindheit wohne, an dem jede Straßenecke mit einem Teil meines Lebens verknüpft ist. Auf eine besondere Weise habe ich genau dort etwas wiedergefunden, das ich bereits verloren glaubte. Dabei musste ich mich nur erinnern, dass ich es wert bin, es wiederzufinden.
Nicht selten neigen wir dazu, Vergangenes zu verklären. Oder zu verdammen. Es kommt stets auf die Schublade an, in die wir Erlebtes ablegen. Jeder von uns trägt seine ganz persönlichen Erinnerungen im Herzen, sie können es hart oder weich werden lassen, wir können uns damit leer oder erfüllt fühlen, bedrückt oder glücklich.
Leben ist alles. Schmerzlich. Unbändig. Und herrlich. Tränenreich. Wundervoll. Und köstlich. Es geht um die ganze Summe an Erinnerungen, Erfahrungen und Hoffnungen, die, verknüpft mit den Menschen an unserer Seite, das Leben ausmachen. Es sind die Erlebnisse, die uns gemeinsam den Atem raubten, Momente, in denen wir zusammen so gelacht haben, dass uns vor Freude die Tränen kamen, und zusammen geweint, weil uns gerade mal das Lachen vergangen war.




Wieder eine andere Sache ist die der Intensität, mit der wir unsere Erinnerungen verknüpfen: Manche erscheinen flüchtig wie Wolken, manche wie in Stein gemeisselt, je nachdem, mit welchen Emotionen wir sie verbinden.
Womit wir wieder bei den Steinen gelandet sind und deren reizvolle Lochmuster, die mich als bekennende Strandgutsammlerin ebenfalls beschäftigt haben. Eine mutige Stimme sprach von mir als einer „steinreichen Frau”.
Na schön dann. Dabei war es mein usprünglicher Plan, Treibholz zu sammeln, aber das ist eine andere Geschichte.

Der Bielefelder Gedächtnisforscher Hans Markowitsch sagt „wir schaffen unsere Erinnerungen selbst”. Erinnerungen sind der Wissenschaft zufolge dynamische Rekonstruktionen selektiv wahrgenommener Informationen, emotional gefärbt und manipulierbar. Das bedeutet, dass wir einmal Erlebtes nicht nur mit dem jeweiligen emotionalen Kontext abspeichern, sondern es auch durch das Abrufen aus dem Gedächtnis verändern, je nachdem, in welcher Stimmung wir uns gerade befinden und mit welcher Person wir darüber sprechen, denn auch deren Sichtweise hat einen Einfluss auf uns. Speichern wir es dann erneut ab, könnte es bereits verändert sein. Und dies kann sich beliebig wiederholen.
Das Gedächtnis ist keine Festplatte mit fester Organisationsstruktur, sondern höchst wandelbar. Stellen Sie sich mal das Durcheinander in Ihren digitalen Aktenordnern vor!
Ganz schön kompliziert, oder? Können wir denn unserem Gedächtnis überhaupt noch trauen? Ganz verwegen wird es, wenn wir Gruppenerinnerungen betrachten. Denken Sie doch nur an Facebook und die Antworten zu Kommentaren eines Kommentars auf die Antwort zu einer Frage, die man selbst gar nicht gestellt hat. Sie sehen, man mag nicht darüber nachdenken. Sie dürfen es auch gleich wieder vergessen.




Nun frage ich mich wiederum oft: Was wäre wenn? Wenn es keine Erinnerung mehr gäbe? Wenn Tränen nicht mehr schmerzen und an jedem Tag Heute ist. Wäre es einfacher oder leichter? Reicht uns das Glück der Gegenwart oder müssen wir alles in die Waagschale werfen, um das gegenwärtige Glück zu begreifen? Wären dann die Tage noch farbig, oder würden wir in einem Film mit vielen Grautönen leben, angepasst und unbeeinflusst von unseren gebundenen Gefühlen. Ist ohne Erinnern eine persönliche Identität überhaupt möglich? Wenn Tränen nicht mehr trocknen dürfen, verlernen wir, das Salz des Lebens zu schmecken. Dann wäre auch das Lachen kein Lachen mehr, weil wir vergessen haben, wie es sich anfühlt.

Ein weiteres interessantes Phänomen ist das Zeitkontinuum. Nein, wir sind nicht bei Raumschiff Enterprise, obwohl ich mich sehr gerne an die Serie erinnere.
Vielmehr beschäftigt uns die Frage, warum uns die Zeit, die das erste Drittel unseres Lebens umfasst, so sehr viel länger vorkommt als die erlebte Zeit im Heute, wo doch gemessen an Tagen ein Jahr immer nur ein Jahr darstellt. Ganz einfach: 70 Prozent der intensivsten Erinnerungen eines Menschen stammen aus dem ersten Drittel seines Lebens, die verbleibenden 30 Prozent verteilen sich auf die beiden restlichen Drittel, und genau da sammeln wir – so sieht es die Wissenschaft – viel weniger an überraschenden und neuen Erfahrungen als in unserer Jugend. Je mehr Erinnerungen in einem Zeitintervall gespeichert sind, umso länger erscheint es uns. Und die verbleibende Zeit rauscht mangels sogenannter „Pioniererfahrungen” gleich einem Wasserfall ruckzuck an uns vorbei. Na toll.




Also lebe ich doch lieber mit meinen schönen Fotos, die mir zeigen, wie blau der Himmel war, oder ich lasse den feinen Sand wieder durch meine Finger rieseln, um dem Strand nahe zu sein. Ich betrachte mit Staunen das Rochenei, das ich entdeckt habe und freue mich über die vielen Austernschalen, die meinem Sammelfieber erlegen sind. Nein. Perlen habe ich keine darin gefunden, doch ich bin sicher: Meine Erinnerungen bleiben wie kostbare Schätze im Meer meiner Gedanken. Und wenn es mal zu schnell gehen sollte, hole ich einfach die Segel ein und träume mich an ein entferntes Ufer, wo die See stürmisch aber beruhigend ist, und der Horizont neue verlockende Abenteuer verspricht.


Und so entlasse ich Sie mit einer Anregung ins Neue Jahr 2018: Denken Sie sich etwas aus! Tun Sie etwas Verrücktes. Lassen Sie es Rosen regnen. Schauen Sie hoch in den Himmel und entdecken Sie in den Wolken weisse Elefanten, Zuckerwatteherzen oder bärtige Giraffentiger. Tanzen Sie im Regen und hören Sie den Schmetterlingen beim Lachen zu. Sammeln Sie alles. Und wenn Sie daran denken, machen Sie doch noch ein schönes Foto und kleben es hier ins Buch. Vielleicht füllen Sie dieses mit Ihren eigenen ganz persönlichen Momenten, vielleicht legen Sie es aber auch in Ihren Geschäftsräumen aus und sammeln Erlebnisse, Anregungen und Ideen zusammen mit Ihren Kunden. Wie immer Sie es nutzen möchten, es werden Ihnen stets gemeinsame Kostbarkeiten bleiben.

Feiern Sie ein unvergessliches Weihnachtsfest, an das Sie sich immer gerne erinnern werden. Ich freue mich bereits auf viele normale, verrückte, unglaubliche, kreative und inspirierende Aufgaben, die ich gemeinsam mit Ihnen im neuen Jahr umsetzen darf. Für all die Menschen und Begegnungen sage ich Danke. Natürlich auch für die damit verbundenen schönen Erinnerungen! Und die Steine am Strand. Selbstredend. Ahoi!


Von Herzen, Martina Seresse